Was ist Aktivmaterial?
Definition
Welche Rolle spielt Aktivmaterial in Batterien?
Das Aktivmaterial ist das Herzstück jeder Batterie. Es bestimmt maßgeblich die Leistung, Kapazität und Lebensdauer. Je nach Wahl des Aktivmaterials können Batterien für unterschiedliche Anwendungen optimiert werden – von Hochenergie-Akkus für Elektroautos bis hin zu Hochleistungszellen für Elektrowerkzeuge.
Während des Lade- und Entladevorgangs finden im Aktivmaterial komplexe elektrochemische Prozesse statt:
- Beim Laden wandern Lithium-Ionen aus der Kathode zur Anode und lagern sich dort im Aktivmaterial ein.
- Beim Entladen kehrt sich der Prozess um. Die Lithium-Ionen wandern zurück zur Kathode.
Welche Arten von Aktivmaterial gibt es?
Kathodenmaterialien
- Lithium-Cobaltoxid (LCO): Hohe Energiedichte, aber teuer und thermisch instabil. Wird vor allem in Konsumerelektronik eingesetzt.
- Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Oxid (NMC): Guter Kompromiss aus Energiedichte, Leistung und Kosten. Standard in E-Auto-Akkus.
- Lithium-Eisenphosphat (LFP): Sehr sicher und langlebig, aber geringere Energiedichte. Beliebt für stationäre Speicher und Nutzfahrzeuge.
Anodenmaterialien
- Graphit: Bewährtes Anodenmaterial mit hoher Coulomb-Effizienz und geringer Volumenausdehnung
- Silizium: Extrem hohe spezifische Kapazität, aber starke Volumenänderung von bis zu 400%. Oft mit Graphit gemischt.
- Lithium-Titanat (LTO): Sehr stabil und sicher, ermöglicht Schnellladen. Nachteile sind hohe Kosten und geringe Kapazität.
Wie werden Aktivmaterialien hergestellt?
- Festkörperreaktionen: Ausgangsstoffe werden gemahlen, gemischt und bei hohen Temperaturen gesintert. Einfach, aber wenig Kontrolle über Partikelgröße und -morphologie.
- Sol-Gel- und Hydrothermalsynthese: Erlauben präzise Einstellung von Zusammensetzung, Struktur und Partikelgröße. Aufwändig, aber ermöglicht maßgeschneiderte Hochleistungsmaterialien.
- Mechanische Aktivierung: Kommerzielle Pulver werden durch energieintensives Mahlen auf die gewünschte Partikelgröße gebracht und aktiviert.
Welche Rolle spielen Additive und Beschichtungen?
- Leitadditive wie Leitruß oder CNTs verbessern die elektrische Leitfähigkeit zwischen den oft schlecht leitenden Aktivmaterialpartikeln.
- Binder wie PVDF sorgen für den mechanischen Zusammenhalt und gute Haftung auf der Stromableiterfolie.
- Beschichtungen aus dünnen Keramik- oder Polymerfilmen schützen die Aktivmaterialoberfläche vor unerwünschten Nebenreaktionen mit dem Elektrolyten.
Welche Innovationen gibt es bei Aktivmaterialien?
- Hochnickel-Kathoden wie NCM811 mit 80% Nickel ermöglichen Energiedichten von über 250 Wh/kg auf Zellebene - genug für 800 km Reichweite.
- Silizium-Kohlenstoff-Komposite kombinieren die hohe Kapazität von Silizium mit der Stabilität von Graphit und versprechen Anoden mit 2-3x höherer Speicherdichte.
- Feststoffelektrolyte aus Keramik oder Polymer ermöglichen den Einsatz von metallischem Lithium als Anode und neue Hochvolt-Kathoden für ultimative Energiedichten.
- Kobaltfreie Akkus auf Basis von Mangan oder Eisenphosphat reduzieren die Abhängigkeit von dem teuren und oft unter fragwürdigen Bedingungen abgebauten Konfliktmineral.
Fazit
Aktivmaterialien sind die Schlüsselkomponenten moderner Batterien und Akkus. Ihre stetigen Fortschritte in Bezug auf Energiedichte, Schnellladefähigkeit, Sicherheit und Nachhaltigkeit treiben die Elektrifizierung unserer Gesellschaft voran – vom Smartphone bis zum Elektroauto. Mit maßgeschneiderten Aktivmaterialien und cleveren Elektrodenrezepturen lassen sich Batterien perfekt auf ihren jeweiligen Einsatzzweck zuschneiden. Die Zukunft verspricht noch viele spannende Entwicklungen wie kobaltfreie Kathoden, Siliziumanoden oder Feststoffbatterien mit neuen Leistungsdimensionen.