Häufig ist im Zusammenhang mit Ladeinfrastruktur vom Lastmanagement die Rede. Was genau dahintersteckt und wie mit einem Lastmanagement eine Menge Geld eingespart werden kann, wird in diesem Beitrag thematisiert.
Was macht beim Lastmanagement den Unterschied?
Sobald ein E-Fahrzeug eingesteckt wird, lädt es üblicherweise mit voller Leistung. Gerade wenn viele E-Fahrzeuge auf einer Parkfläche geladen werden, können dadurch große Lastspitzen entstehen. Das kann zu einer Überbeanspruchung und auch zur Überlastung des Netzanschlusses führen. Ein Lastmanagement sorgt für eine intelligente Steuerung der Ladevorgänge und bietet damit zwei entscheidende Vorteile: Zum einen werden durch die Lastverteilung erhebliche Kosteneinsparungen beim Netznutzungsentgelt möglich. Zudem kann eine Erweiterung des Netzanschlusses vermieden werden.
Wie setzt sich ein Nutzungsentgelt eigentlich zusammen?
Netznutzungsentgelte werden überwiegend anhand des tatsächlichen Energiebezugs berechnet. Dieses Arbeitsentgelt ist abhängig vom Bedarf und bildet damit den variablen Bestandteil des Strompreises. Bei Stromabnehmern, die eine bestimmte Bezugsgrenze (100.000 kWh pro Jahr) überschreiten, kommt noch ein leistungsabhängiges Entgelt hinzu. Dieses Leistungsentgelt wird anhand der Spitzenlast in kW, auch Jahreshöchstleistung genannt, bemessen – auch wenn diese nur einmalig im Jahr erreicht wird.
Zusätzlich spielt die Jahresnutzungsdauer eine wichtige Rolle bei der Berechnung des Netznutzungsentgelts. Sie berechnet sich aus der bezogenen Energie geteilt durch die Jahreshöchstleistung. Sie gibt Auskunft über die Stetigkeit der Lastkurve, also wie gleichmäßig sich die Last über die Zeit verteilt. Der Netzbetreiber entscheidet vor allem anhand dieses Indikators, in welche Preiskategorie man als Kunde eingeordnet wird. Je höher die Jahresnutzungsdauer und je stetiger damit die Lastkurve, desto geringer ist das Arbeits- und somit Netznutzungsentgelt.
Wo ist der Zusammenhang mit dem Lastmanagement?
Fahrzeuge haben meist lange Standzeiten, sei es bei der Arbeit oder Zuhause. Das Lastmanagement macht sich diesen Sachverhalt zunutze und sorgt dafür, dass entweder die Ladeleistung verringert oder die Anzahl der gleichzeitig geladenen Fahrzeuge begrenzt wird. Lastspitzen, die durch das Laden vieler E-Fahrzeuge entstehen können, entfallen somit.
Mit einem Lastmanagement ist die Jahreshöchstleistung also gedeckelt. Damit ist zum einen das zu entrichtende Leistungsentgelt geringer, auf der anderen Seite erhöht sich die Jahresnutzungsdauer. Die bezogene Energie verteilt sich somit gleichmäßiger auf das Jahr. Dies führt zu geringeren Arbeitsentgelten.
Bei einer maximalen Anschlussleistung von 400 kW und einer bezogenen Energie von 400.000 kWh kann mit einem Lastmanagement je nach Netzbetreiber bis zu 10.000€* an Netznutzungsentgelten eingespart werden.


*Berechnung auf Basis der Netznutzungsentgelt-Preisliste verschiedener Netzbetreiber
Und wie sieht es mit dem Ausbau des Netzanschlusses aus?
Wenn zu Spitzenzeiten durch das Laden vieler E-Fahrzeuge der Netzanschluss überlastet wird und es zu Stromausfällen kommt, sehen viele eine Lösung im Ausbau des Netzanschlusses. Dies ist allerdings sehr zeit- und kostenintensiv. Mit dem Einsatz eines Lastmanagements wird eine Netzanschlusserweiterung hinfällig, da durch die Leistungsbegrenzung Lastspitzen vermieden werden und die maximale Netzanschlussleistung nicht überschritten wird.
Was hat es mit dem statischen und dynamischen Lastmanagement auf sich?
Das generelle Lastmanagement beschränkt die Maximalleistung, auf welche die Ladeinfrastruktur zugreifen kann. Dabei wird zwischen dem statischen und dem dynamischen Lastmanagement unterschieden.
Beim statischen Lastmanagement wird die maximale Leistung auf einen festgelegten Wert begrenzt. Die Leistungsbegrenzung wird so gewählt, dass in Kombination mit dem restlichen Leistungsbezug des Gebäudes die Hausanschlussleistung nicht überschritten wird. Dabei ändert sich die Maximalleistung, die der Ladeinfrastruktur zur Verfügung steht, aber nicht mit der Zeit oder in Abhängigkeit der Hausanschlussauslastung. Die Leistungsbegrenzung der Ladeinfrastruktur ist somit statisch.
Beim dynamischen Lastmanagement wird die Belastung eines Haus-/Netzanschlusses kontinuierlich durch eine Messeinrichtung bestimmt, die freie Leistungskapazität wird an die Ladeinfrastruktur weitergegeben. Die Maximalleistung, die dieser Anlage zur Verfügung steht, passt sich also den Gegebenheiten und dem Nutzerverhalten der restlichen Verbraucher im Gebäude an. Wenn beispielsweise die Tiefgarage und ein Restaurant denselben Netzanschlusspunkt nutzen und das Restaurant weniger Leistung bezieht, kann die übrige Leistung für das Laden der E-Fahrzeuge genutzt werden. Die Leistungsbegrenzung der Ladeinfrastruktur ist somit dynamisch.
Die Vorteile des dynamischen Lastmanagements gegenüber dem statischen sind somit eine flexiblere Nutzung des Netzanschlusses. Eine Umsetzung des dynamischen Lastmanagements ist jedoch mit einem höheren Installationsaufwand und somit höheren Investitionskosten verbunden. Das zum Einsatz kommende Lastmanagement ist somit projektabhängig zu bestimmen und sollte erst nach einer Wirtschaftlichkeitsanalyse ausgewählt werden.
Merke:
- Durch ein Lastmanagement können Kosten eingespart und ein Ausbau des Netzanschlusses vermieden werden.
- Das Lastmanagement sorgt dafür, dass entweder die Ladeleistung verringert wird oder die Anzahl der gleichzeitig geladenen Fahrzeuge begrenzt wird.
- Die Jahreshöchstleistung ist beim Lastmanagement gedeckelt – das führt zu geringeren Arbeitsentgelten.
- Durch die Leistungsbegrenzung werden Lastspitzen vermieden und die maximale Netzanschlussleistung wird nicht überschritten.
- Beim statischen Lastmanagement wird die maximale Leistung auf einen festgelegten (statischen) Wert begrenzt.
- Beim dynamischen Lastmanagement wird die Belastung kontinuierlich bestimmt – die Maximalleistung passt sich den Gegebenheiten an.